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Wie wir die Welt sehen

Wenn man einen Blick auf die Nachrichten wirft, hat man schnell das Gefühl, dass es mit der Welt nur noch bergab geht: Krieg, Pandemie, Terror, Naturkatastrophen usw. Nicht selten habe ich in den letzten Jahren frustriert weggeschaltet und regelrechten Nachrichten-Detox gemacht, weil ich es nicht mehr sehen konnte, weil ich mich machtlos gegenüber all dem gefühlt habe.

 

Nachrichten sind überall präsent, ob im Fernsehen, Radio, in der Zeitung oder auf Instagram und sie beeinflussen, wie wir uns fühlen, wie wir denken und welche Entscheidungen wir treffen. Sie beeinflussen maßgeblich, „Wie wir die Welt sehen“ – so heisst das Buch der Journalistin Ronja von Wurmb-Seibel.

 

Darin geht es um die Frage, wie wir es zwischen all diesen Krisenmeldungen noch schaffen, positiv auf die Welt zu blicken und ob die Welt wirklich so katastrophal aussieht, wie uns die Nachrichten häufig vermitteln. Es geht nicht nur darum, wie wir selbst Geschichten lesen, sondern auch wie wir Geschichten erzählen und damit auch andere Menschen in ihrem Blick auf die Welt verändern können.



Angelehnt an den konstruktiven Journalismus lautet die Formel für unsere Geschichten: 💩 + X = 😊 Unsere Aufgabe ist es nun, dieses X in jeder noch so aussichtslosen Lage zu suchen. Es geht nicht darum, sich vor dem Negative zu verstecken oder es sich schön zu reden. Sondern darum, es anzuerkennen und dann nach einem positiven Aspekt zu suchen und sich zu fragen, was die Sache besser machen könnte. X ist war wir dafür tun können und was sich schon getan hat, um uns einem Idealzustand anzunähern. Das X gibt Hoffnung und es macht Mut weiterzukämpfen.

 

Ein Beispiel: Wenn ich auf den Konsum von Tier(produkt)en und Massentierhaltung blicke fühle ich mich oft machtlos und frustriert. Es ist grausam für Tier, Mensch und Umwelt und es belastet mich zu sehen, dass sie immer noch fortbesteht. Mein Idealzustand wäre eine Welt, in der kein Tier mehr leiden muss, in der wir fühlende Lebenwesen nicht mehr ausbeuten und wie einen Gegenstand benutzen. Wo ist nun das X zwischen 💩 und 😊? Viele Menschen ernähren sich vegan und es werden immer mehr, pflanzliche Ernährung kommt immer mehr in der Gesellschaft und den Kühlregalen der Läden an. Selbst überzeugte Fleischesser probieren mitlerweile Ersatzprodukte und ein bewusstererer reduzierter Konsum ist bei vielen angekommen. 

 

Dieses Gedankenspiel ist eine der vielen praktischen Übungen in diesem Buch, um Nachrichten anders zu konsumieren und zu produzieren und dadurch anders die Welt zu blicken. Das Buch ist ein aktueller und wichtiger Impulsgeber nicht nur für Medienschaffende, sondern für alle, die Medien in irgendeiner Form konsumieren. Wir haben tagtäglich mit Nachrichten zu tun und sie tun mehr mit uns, als wir es vielleicht bewusst wahrnehmen oder möchten. Aber wir sind ihnen doch nicht hilflos ausgeliefert, wir können bestimmen, wie wir uns selbst und anderen die Welt erzählen und wie wir sie schlussendlich sehen.


Wie wir die Welt sehen

Was negative Nachrichten mit unserem Denken machen und wie wir uns davon befreien können

 

Ronja von Wurmb-Seibel

 

erschienen 2022 im Kösel Verlag

 

 Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Bloggerportal bereitgestellt.


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