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Alles ist Arbeit

Wenn wir uns auf digitalen Plattformen bewegen, arbeiten wir nicht und tun es trotzdem. Ob es nun das hübsche Selfie, das angerichtete Mittagessen oder die Urlaubsfotos sind. Es ist Arbeit mit und an uns selbst, die wir hier betreiben, digitale Arbeit.

 

„Das Berühmtheits-Prinzip, also die Arbeit aller an der eigenen Popularität als grundlegender Akt der sozialen Interaktion, wird auf digitalen Plattformen verstärkt und normalisiert; und selbst für Nicht-Berühmte nimmt es einige unerwartete monetarisierende Formen an.“



 

In "Alles ist Arbeit. Mühe und Lust am Ende des Kapitalismus" von Mareile Pfannebecker und James A. Smith geht es neben der zunehmenden Darstellung und Optimierung des Selbst auf digitalen Plattformen auch um die Frage nach unserem eigenen Begehren und dem Einfluss von Algorithmen darauf. Es geht um prekäre Arbeitsformen und darum, dass wir immer mehr arbeiten, um zu leben und gleichzeitig nur leben, um zu arbeiten. 

 

Im Zentrum des Buches steht das gesellschaftliche Konzept der Lebensarbeit, in dem alles zur Arbeit wird. Es geht um Formen von Missbeschäftigung und Entschäftigung, um Konzepte von Nicht-Arbeit und Post-Arbeit. Um die Frage, ob wir uns eine Welt ohne Arbeit überhaupt vorstellen können und wie diese aussehen würde, Ist eine Welt ohne Arbeit eine Utopie oder vielmehr eine Dystopie? 

 

Das Buch besteht aus einer Mischung aus Philosophie, Popkultur, Technologie und Soziologie. Diese Vielfalt büßt aber einen Mangel an Struktur und eine Menge an Begriffen ein, die stellenweise überfordert. Besonders der Einstieg fiel mir schwer, da es sehr abstrakt und philosophisch beginnt, in der Mitte wurde es dann aber immer konkreter und auch mit anschaulichen Beispielen zugänglicher. Dennoch bleibt das Buch in seiner Gänze leider schwer zu erfassen und der rote Faden darin erschließt sich mir nicht ganz. Wenn ich Einleitung und Schluss miteinander vergleiche habe ich das Gefühl, zwei unterschiedliche Bücher in der Hand zu halten.

 

Aber das Buch und die darin behandelte Thematik bleibt trotzdem höchst aktuell und sehr spannend. Gerade in Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung unseres Lebens, prekären Lebensformen und Arbeitsbedingungen. Ich kann euch als Einstieg dazu die Folge vom Dissens Podcast empfehlen. Im Interview mit Pfannebecker wird verständlich, um was in dem ganzen Arbeitsdiskurs geht und es eignet sich auch ganz gut als Vorbereitung auf das Buch.


Alles ist Arbeit

Mühe und Lust am Ende des Kapitalismus

 

von Mareile Pfannebecker und James A. Smith

erschienen März 2022 in der Edition Nautilus

 

englische Orginalaugabe:

"Work Want Work. Labour And Desire At The End Of Capitalism."

 

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!


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