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Sexuelle Revolution

Ein lang ersehnter Traum ist in Erfüllung gegangen, Laurie Penny hat ein neues Buch geschrieben und heute am 7. März, einen Tag vor dem feministischen Kampftag, erscheint es endlich.



Laurie Penny hat es mal wieder geschafft gesellschaftliche Misstände so treffend auf den Punkt zu bringen, dass meine Hauptreaktion beim Lesen einfach nur ein ganz großes UFF war (es ist tatsächlich neben fetten Ausrufezeichen meine überwiegende Randnotiz). Pennys Gefühl für Sprache ist zutiefst beeindruckend und ich würde sie am liebsten seitenweise zitieren. Es kommt mir so voll, als würden ihre Finger wutentbrannt in die Tasten schlagen, während sie durchgehend einen kühlen Kopf bewahrt.

 
Die Machtmechanismen, die sich in der Sexualität eingeschrieben haben, beschränken sich nicht nur auf diese, sondern wirken in alle Bereiche unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens hinein. Es geht hier also um die Frage wer die Definitionsmacht hat, wessen Stimmen gehört und geglaubt wird. Es geht um eine Kultur, die den Machtmissbrauch von reichen weißen Männern verschweigt und legitimiert und (nicht weiße) Frauen und Queere, die sie zum Vorschein bringen und sich dagegen wehren, versucht ins gesellschaftliche Abseits zu schieben. Es geht darum, wie mit Frauen und ihren Körpern umgegangen wird, wer über sie zu verfügen meint und wie sich das auf sie im Einzelnen und das Miteinander auswirkt. Es geht um die Sozialisierung der Gender, die Männern beibringt alles wollen und haben zu können und Frauen dazu antreibt, nichts zu fordern und nur zu geben. 

 

Die sexuelle Revolution, die Laurie Penny in ihrem gleichnamigen Buch bewirbt, beruht auf dem Konzept der Einvernehmlichkeit (Consent). Sie enthält eine Neudefinition von Männlichkeit, die ihre Fragilität anerkennt und es anders und besser machen will, statt sich krampfhaft an ein im Einstürzen begriffenes Gerüst zu klammern, dass im Endeffekt für alle nur Nachteile bringt. Sie fordert eine Welt, in der das Leben von Frauen und Queeren nicht länger davon abhängt, wie die Männer um sie herum mit ihnen umgehen, sondern sie die Freiheit haben, selbst darüber zu bestimmen. Für diese Revolution braucht es kein neues Regelwerk, sondern eine neue Ethik, die sich vom Autoritarismus und Scham und Verschwiegenheit löst und das Prinzip der Einvernehmlichkeit auf alle Bereiche anwendet, im privaten und im öffentlichen Leben und nicht nur im sexuellen Miteinander.

 

Fazit: Ganz ganz große Leseempfehlung! 


Sexuelle Revolution

Rechter Backlash und feministische Zukunft

 

von Laurie Penny

aus dem Englischen übersetzt von Anne Emmert

erschienen am 7. März 2022 bei Edition Nautilus


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