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Wer hat Angst vor'm schwarzen Block?

Schwarz gekleidet, vermummt und gewaltbereit. Das ist das Bild, das überwiegend in den Medien von der Antifa gezeichnet wird und worauf sie in der gesellschaftlichen Wahrnehmung überwiegend reduziert werden. Aber die Antifa ist viel mehr als der "Schwarze Block", sie schlagen nicht nur Autos die Scheiben und Nazis die Köpfe ein.

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Schon immer setzt sich die Antifa durch Bildungs- und Aufklärungsarbeit für eine kritische Betrachtung von Politik und Gesellschaft ein. Außerdem haben sie ein breites Wissen über rechtsradikale Personen, Netzwerke und Aktionen und stellen sich ihnen unermüdlich in den Weg.

 

Rezensionsexemplar / unbezahlte Werbung: 

Der Autor Richard Rohrmoser möchte in seinem Buch den Blick auf den Begriff "Antifa" diversifizieren und zeichnet ihre vielschichtige Entwicklung von den 1920er Jahren bis heute in Deutschland nach.  

Er ist nicht nur Zeithistoriker, sondern auch Lehrer, was man in dem guten Lesefluss und den klaren Darstellungen und zugänglichen Erklärungen merkt. Das Buch liest sich sehr flüssig und gibt immer wieder eine klare Orientierung in der deutschen Geschichte.

 

Rohrmoser begreift die Antifa nicht als klar strukturierte Organisation, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene linke Strömungen, Parteien und Gruppen. Ihnen allen gemein ist die Haltung gegen Faschismus, Imperialismus, Kapitalismus, Nationalismus, Rassismus und das aktuell bestehende System. Durch ihre antidemokratische Haltung gerät die Antifa immer wieder in den Blick des Verfassungsschutz und schwankt zwischen Legalität und Legitimität. Mit seiner historischen Darstellung versucht Rohrmoser die Wahrnehmung der Antifa aufzuwerten, dennoch bleibt er kritisch gegenüber der Gewalt, die immer wieder als Mittel eingesetzt wird und zeigt auch die Probleme innerhalb der Bewegungen auf. 

 

Besonders die Autonome Antifa, die um 1980 entstand, fällt mit ihrer militanten Haltung und Gewaltbereitschaft immer wieder negativ in den Medien auf. Dadurch wird die Antifa auch insgesamt darauf reduziert und als Gefahr für die Gesellschaft stilisiert. Was dabei unter den Tisch fällt sind all die Leistungen, die Antifaschist*innen schon erbracht haben und es immer noch tun, eben in der Aufklärung und im Kampf gegen Faschismus.

 

Antifaschistische Gruppen sind einer starken staatlichen Repressionen ausgesetzt und ihre Positon als "Linksextremismus" bezeichnet. Diese Einordnung nach der Hufeisentheorie, demzufolge radikale Rechte und Linke auf eine Stufe gestellt werden und sich einander annähern, steht aber zurecht in der Kritik. Rechtsextremismus beinhaltet nicht nur menschenfeindliche Ideologien, sondern birgt auch ein höheres Potential für Gewalttaten und Tötungsdelikten radikale Linke, was sich auch in den Statistiken zeigt.

 

Der Blick auf die deutsche Vergangenheit und das gegenwärtige Erstarken von Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus macht klar, dass Handlungsbedarf besteht und sich Antifaschist*innen zusammenschließen müssen. Das bedeutet dann eben auch zu kooperieren, Kompromisse einzugehen und manchmal auch von den eigenen Idealen und Utopien einen Schritt zurückzutreten, bevor sich der Faschismus noch weiter nach vorne tritt.


ANTIFA

Porträt einer linksradikalen Bewegung

Von den 1920er Jahren bis heute

 

von Richard Rohrmoser

erschienen 2021

im Verlag C.H.Beck

 

Rezensionsexemplar 

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