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Wenn Männer mit die Welt erklären - Rebecca Solnit

Wer sich ein wenig in der feministischen Bubble bewegt, hat bestimmt schonmal was vom sogenannten Mansplaning gehört. Damit sind herablassende Erklärungen von Männern gemeint, die davon ausgehen mehr über einen Gegenstand zu wissen, als ihre (meist weiblichen) Gesprächspartner*innen

 

Geprägt wurde dieser Begriff von Rebecca Solnit und ihrem 2008 erschienenen Essay "Wenn Männer mir die Welt erklären".  Sie erzählt darin von einer Situation auf einer Party, bei sie einem Mann von ihrem kürzlich erschienenen Buch erzählte. Dieser unterbrach sie daraufhin und sprach ausladend von einer Neuerscheinung zu dem selben Thema, von dem er aber nur Rezensionen gelesen hatte. Dass es sich dabei um Solnits eigenes Buch handelt ignoriert der Mann, auch wenn ihre Freundin es mehrmals einwirft.

 

Den Begriff "Mensplaning" hat Solnit aber nicht selbst erfunden und sie distanziert sich etwas auch davon. Denn keinesfalls verhalten sich alle Männer so und auch Frauen können herablassend und ungefragt Erklärungen geben. Dennoch sagt das Phänomen und den Anklang, den der Begriff fand und immer noch findet, etwas über die Kommunikation zwischen den Geschlechtern und den Machtverhältnissen aus, die dieser zugrundeliegen.

 

Durch diese herablassende Art der Erklärung und Unterbrechung wird Macht demonstriert. Es ist dieselbe Macht, die Frauen auch in Diskursen um Gewalterfahrung zum Schweigen bringt, sie einschüchtert und sie als gleichwertige Gesprächspartnerinnen auf Augenhöhe ausschließt.

 

In dem Essayband "Wenn Männer mir die Welt erklären" von Rebecca Solnit versammeln sich neben diesem bekannten Text noch sechs weitere, die auch äußerst lesenswert sind. Sie handeln etwa von geschlechtsspezifischer Gewalt, Gleichstellung in der Ehe, Unsichtbarkeit von Frauen und der Rezeption von Virginia Woolf und Susan Sontag.

 

Durch die Kürze der Texte eignen sie sich super für zwischendurch, auch wenn die Themen nicht immer leicht heruntergehen. Eine sehr lesenswerte Sammlung, nicht nur wegen dem bekannten Essay, sondern auch um andere Texte der Autorin kennenzulernen. Besonders der Text zu Virginia Woolf, in dem Solnit ihr experimentelles Schreiben und den Aspekt der Befreiung darin erläutert, hat mir sehr gut gefallen. 


Wenn Männer mir die Welt erklären

von Rebecca Solnit

 

erschienen 2017 in der deutschen Übersetzung im btb Verlag


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