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Super (Hairy) Woman*

Dass der (weibliche) Körper im Feminismus ein großes Thema ist, ist nun wahrscheinlich keine große Neuigkeit. Dabei geht es aber nur selten um die Behaarung, die dieser Körper trägt oder nicht trägt . So als sei das Thema gar nicht existent. Aber unsere Enthaarungskultur ist auch eine Norm, die besonders Frauen betrifft und in ihrer Freiheit und Selbstbestimmung einschränkt.

 

Dabei geht es nicht darum eine gewisse Form der Behaarung oder Enthaarung zu preisen, sondern eine Vielfalt darzustellen. Diese Vielfalt ist nötig, damit wir uns wirklich frei entscheiden können, was wir mit unserem Körper tun möchten, statt automatisch einer verbreiteten Norm zu folgen.

 

Die Autorin und Herausgeberin Anna C. Paul versammelt in Super (Hairy) Woman* von verschiedenen Menschen Texte und Bilder zu diesem Thema. Die Textformen sind so unterschiedlich und frei wie der Umgang mit dem Thema, von Comics, Gedichten bis Essays ist alles mögliche dabei.

 


 Ich habe mich in vielen Geschichten wiedergefunden und fand es toll, auch eine Vielzahl anderer Perspektiven auf das Thema zu sehen. Auch die Erfahrungen von nicht-binären Personen und BiPoC und wie andere Kulturen und Religionen mit Behaarung umgehen, waren spannend zu lesen.

 

Das Projekt Super Hairy Woman* geht auf der Website noch weiter. Dort könnt ihr eigene Bilder und Texte zu dem Thema einschicken und damit einen Teil zur Vielfalt beitragen. Den Link findet ihr hier.

 

Am Schluss geht die Herausgeberin selbst noch der Frage nach weiblicher Haarlosigkeit auf den Grund und gibt ein kurzen Einblick, welche Rolle Körperbehaarung in der Geschichte gespielt hat und woher die Norm kommt. Diese Einordnung fand ich seht gut und hilfreich, ich hätte mir sogar noch mehr davon gewünscht.

 

Die ständige Beschäftigung mit und für den eigenen Körper nimmt Frauen maßgeblich die Energie für antipatriarchale Kämpfe nimmt. Allein 72 Lebenstage gehen ungefähr für die Rasur drauf. 

 

„Die Enthaarungsnorm ist eins der Symptome patriarchaler Kontrolle und stereotyper Rollenbilder. Symptome zu bekämpfen, bekämpft nicht die Ursache, aber es schafft Platz und Bewusstsein und befreit im besten Fall das Individuum.“

 

Ich hätte die Norm des rasierten weiblichen Körpers wahrscheinlich selbst nicht hinterfragt, wenn ich nicht auch verstärkt andere Möglichkeiten gesehen hätte. Am Ende macht es mich nicht zu einer besseren Feministin, wenn ich behaart bin und nicht zu einer schlechteren, wenn ich mich rasiere.

 

Aber es fühlt sich schon ziemlich gut an, entspannter mit dem eigenen Körper umgehen zu können und sich nur zu rasieren, wenn man wirklich Bock darauf hat und nicht aus Erwartungsdruck.


Super (Hairy) Woman*

Erfahrungsberichte im Zeitalter der Haarlosigkeit

 

herausgegeben von Anna C. Paul

erschienen 2021 im Ventil Verlag

 

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

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