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Männer und Sex

„Ich weiß, das wird euch alles schrecklich pauschalisierend vorkommen, und natürlich, lange nicht alle Männer sind so.“ Aber viele dieser vermeintlichen Klischees und Stereotype von Männlichkeit, die Katja Lewina hier zu Papier bringt, sind real. Das beweist sie nicht nur mit einer Menge an Studien, sondern auch durch viele persönliche Gespräche mit mehreren Männern.

 

 

Gleich am Beginn macht Lewina deutlich, es geht hier besonders um heterosexuelle cis Männern und natürlich fallen auch davon nicht alle in die Kategorien, die hier aufgemacht werden. Aber die Verhaltensweisen und Denkmuster, die hier benannt und erkundet werden, sind doch nicht aus der Luft gegriffen. Ich würde mal behauptet, dass wir alle von einem bestimmten Bild von Männlichkeit in unserm Denken und Handeln geprägt werden und in unterschiedlichem Maße davon betroffen sind.

 

Katja Lewina Sprache ist konkret, provokant, zugespitzt und humorvoll. Das kann man mögen oder auch nicht, ich mag es sehr. Sie schafft es feministische Inhalte gleichzeitig unterhaltsam und ernst zu formulieren, so dass ich beim Lesen immer wieder zwischen Schmunzlern und wütendem Kopfschütteln wechseln musste.

 

Dass hier sehr viel auf vermeintlichen Stereotype herumgeritten wird ist eine Kritik, die ich in dem Zusammenhang nicht ganz berechtigt finde, denn Lewina macht klar, dass es eben genau darum geht. Und wenn wir ehrlich sind, ist an diesen vermeintlichen Klischees aktuell leider noch mehr Wahrheit dran, als wir uns vielleicht eingestehen wollen. Sich einzugestehen, dass Mann auch selbst unter dem Bild von Männlichkeit auch leidet, unabhängig davon, ob er sie aktiv bewusst praktiziert oder sie unterbewusst an einem nagt, ist wichtig, gerade wenn es um das Projekt Gleichberechtigung geht. Es geht in diesem Buch um mehr als nur um Sex, es geht um Ängste und Unsicherheiten, Druck und Erwartungen, und um mögliche Wege, sich davon zu befreien.

 

Das gesellschaftliche Bild von Männlichkeit ist fragil, es kann toxische Ausmaße annehmen und damit nicht nur Frauen* schaden, sondern auch den Männern* selbst. Sich das einzugestehen und einen Teil seiner geschlechtlichen Identität in Frage zu stellen und neu auszuhandeln ist definitiv kein leichter Prozess. Aber es ist höchste Zeit, dass Männer sich aus ihrer vermeintlich gemütlichen Lage im Patriarchat erheben und an dessen Zerstörung mitwirken, bevor sie selbst daran zugrunde gehen.


"Bock. Männer und Sex" von Katja Lewina

erschienen 2021 im DuMont Verlag

 

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!


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