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Das Jungfernhäutchen gibt es nicht!

 (Rezensionsexemplar)

 

Oliwia Hälterlein räumt auf mit den Mythen rund um das „Jungfernhäutchen“, das es tatsächlich (Achtung!) gar nicht gibt. Was Frauen* und Menschen mit Vulva als Jungfernhäutchen verkauft wird, ist  eigentlich ein Kranz an Schleimhautfalten am Vaginaleingang (sog. vaginale Korona). Dieser Schleimhautkranz sieht bei jeder Person anders aus, kann sich verändern und ist dehnbar, in etwa wie dieser Haargummi auf dem Bild.


Aber wieso wurden und werden wir weiterhin mit dem Glauben auferzogen, dass da eine dünne Haut etwas sei, das schmerzhaft durchstoßen wird und behütet werden muss? Wieso wird uns dieses Lügenmärchen wie eine biologische Tatsache verkauft und wieso wird es mit solch großem moralischem Wert aufgeladen?

 

Der Mythos um das „Jungfernhäutchen“ hat Folgen für alle Frauen und Menschen mit Vulva, es schränkt ihre sexuelle Selbstbestimmung und Freiheit, sowie ihre psychische und physische Gesundheit ein. Im Patriarchat funktioniert das „Jungfernhäutchen“ als Instrument, um weibliche* Sexualität zu kontrollieren und zu reglementieren. Dazu vermittelt es uns ein beschränktes Bild von Sex, bei dem es nur darum geht, dass ein aktiver Mann* mit seinem erigierten Penis in die Vulva einer passiven Frau* eindringt und damit ihre sexuelle Identität ins Leben ruft

 

Das Wissen um unseren eigenen Körper kann ermächtigend sein! Ich bin unglaublich dankbar durch Oliwias Arbeit jetzt so viel Neues gelernt zu haben und will dieses Wissen unbedingt weitergeben. Gleichzeitig ist es ernüchternd zu sehen, wie wenig und wie viel Falsches Menschen mit Vulva über ihren Körpern erzählt wird. Es fühlt sich vielleicht an wie ein Privileg, solches Wissen zu haben und es auszusprechen, aber eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein und genau dazu können wir es machen, wenn wir mehr und offener über Körper und Sexualität sprechen, bis alle Mythen aufgedeckt wurden!



Ich bin ein großer Fan von Oliwia Hälterlein und ihrer Arbeit und der Art, wie sie mit Sprache umgeht und es schafft, Humor und Wut, Empörung und Kraft miteinander zu verbinden. Das breitbeinige Heft steckt in seiner Kürze voller Informationen und ist unglaublich lehrreich und empowernd. Die treffenden und humorvollen Illustrationen dazu sind von Aisha Franz.

„Das Jungfernhäutchen gibt es nicht“ erschien 2020 beim Maro Verlag als „MaroHeft“.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!


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