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Riot don't diet!

(Rezensionsexemplar)

 

Elisabeth Lechner fordert einen Aufstand der widerspenstigen Körper, denn Schönheit ist keine individuelle Angelegenheit, sondern eine höchst politische. 

 

Unser gesellschaftlicher Wert wird nach unserem Äußeren bemessen und alle Körper, die nicht in dieses begrenzte Bild von Schönheit passen, werden gesellschaftlich ausgeschlossen und diskriminiert. Lechner macht deutlich, wie der neoliberale Kapitalismus sich auf diesen Anforderung aufbaut und wie wir ihn aufrecht erhalten, solange wir uns diesem konstruierten Ideal hingeben.

 

Inhalt

Zur Einführung stellt Lechner die Ursprünge und Entwicklung der Body Positivity Bewegung dar und zeigt in diesem Zusammenhang die kritischen aber auch fruchtbaren Seiten des „Popfeminismus“. Vermeintliche Tabuthemen, die mit Ekel und Scham konnotiert sind, gelangen dadurch immer mehr in den Mittelpunkt und werden zunehmend normalisiert.

 

Die sogenannte „Popfeministische Body Positivity“ kann dazu beitragen die bestehenden Skripte von Schönheit aufzubrechen und neuen Geschichten von unterschiedlichen Protagonist:innen einen Raum geben. Aber auch diese Geschichten der Wiederaneignung laufen Gefahr, vom Kapitalismus zur Ware gemacht zu werden.

 

Es reicht daher nicht, Körpern innerhalb des neoliberalen kapitalistischen Systems einen neuen Wert zuzusprechen, sondern die materialistische Logik muss in Bezug auf Körper allgemein aufgebrochen und durch ein neutralisierendes Verhältnis ersetzt werden. Einen Weg zu dieser Body Neutrality, führt von der individuellen auf die gesamtgesellschaftliche Ebene und wird im Abschlusskapitel „In 5 Schritten zur Schönheitsrevolution“ gezeichnet.

 

In "Riot don't diet" geht es aber nicht nur um den Aufstand gegen die Diätkultur, sondern darum, alle herrschende Schönheitsnormen zunichte zu machen und  eine inklusivere Gesellschaft zu gestalten.

 

Die einzelnen Kapitel handeln von der gesellschaftlichen Diskriminierung der jeweiligen Körperattribute dick, Schwarz, haarig, queer, behindert und alt. Während die Einführung noch eher wie eine wissenschaftliche Arbeit formuliert ist, wird Lechner hier konkreter und lässt neben den eigenen Erklärungen auch vielfach Stimmen von persönlich Betroffenen einfließen.

 Mein Fazit

"Riot don’t diet“ steckt voller Informationen und stellt das Thema Körper in seiner politischen Dimension umfangreich dar. Durch die Menge an Fachbegriffen und Anglizismen wird das Lesen aber teilweise sehr anstrengend und stellenweise ermüdend, besonders am Anfang. An manchen Stellen hätte ich mir ein paar weniger Fachbegriffe und mehr Raum für Erklärung und Diskussion gewünscht, auch ein Glossar wäre hilfreich gewesen. Zudem hätte ich mir schon zu Beginn eine differenziertere Erläuterung gewünscht, wenn von Frauen und Männern gesprochen wird.

 

Ich kann für „Riot don’t diet“ von Elisabeth Lechner definitiv eine Empfehlung an alle aussprechen, die sich intensiver mit dem Thema Körperpolitik auseinandersetzen möchten und  ihr Wissen darüber ausbauen möchten. Für alle, die aufgrund ihres Körpers Diskriminierung erfahren, kann es bestärkend wirken und zeigen, dass die Probleme nicht individuell, sondern gesellschaftlich-struktureller Art sind. Es ist aber ein Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte, nicht nur fürs Lesen, sondern auch fürs Recherchieren zwischendurch und die Verarbeitung an Informationen und Imput, denn davon hat „Riot don’t diet“ eine Menge zu bieten.

 


 „Riot don’t diet! Aufstand der widerspenstigen Körper“ von Elisabeth Lechner

Erschienen 2021 im Verlag Kremayr & Scheriau in Wien.

(Rezensionsexemplar)

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